Nur bestimmte Schwellen werden noch wirklich gebraucht!

Nullschwellen-Petition: Die Sicht von Eltern eines Kindes mit Behinderung

Es gibt weitere Unterstützung für die Nullschwellen-Petition! Elina Tamboulova als erfahrene Pflegefachkraft und Ioannis Calpacidis sind Eltern von einer Tochter mit einer körperlichen Behinderung. Beide richten nun folgende Worte an unseren Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann, an unsere BundesministerInnen, die Lösungen für den Pflegenotstand entwickeln möchten, und an unsere Landtagsabgeordneten in Baden-Württemberg:

„Sehr geehrte Frau Familienministerin Franziska Giffey, sehr geehrter Herr Bundesminister für Gesundheit Jens Spahn, sehr geehrter Herr Arbeitsminister Hubertus Heil, sehr geehrter Herr Ministerpräsident Winfried Kretschmann und liebe Landtagsabgeordnete in Baden-Württemberg,

um den Pflegenotstand und die Anforderungen aufgrund des demografischen Wandels und der Inklusion bewältigen zu können, benötigen wir dringend Gebäude und Wohnungen, die die Selbstständigkeit fördern und nicht unnötig einen Hilfebedarf erzeugen oder gar die Gesundheit durch unnötige Sturzgefahren gefährden. Deshalb unterstütze ich sehr gerne die Nullschwellen-Petiton von Frau Ulrike Jocham. Bitte handeln Sie nicht nur in Baden-Württemberg sondern bundesweit. Überprüfen Sie die Verwendung von öffentlichen Mitteln! Wenn tatsächlich öffentliche Gelder in den Bau von technisch überholten und gefährlichen Türschwellen in Wohnungen, die ausschließlich von älteren Menschen und Menschen mit Behinderung genutzt werden, geflossen sind, bitte ich Sie, zeitnah den Rückbau dieser zu veranlassen – aber nicht auf Kosten der Pflegeversicherung und der Bürger! Warum machen Sie diese gefährlichen Schwellen in einem Neubau wie die betreute AWO-Seniorenwohnanlage in Freiburg-Weingarten überhaupt noch? Warum bitte – wo ist das Problem?! Bitte liefern Sie mir Gründe für diese Hindernisse – für die Pflegefachkräfte bedeuten diese blöden Schwellen unnötigen Kraftaufwand. Als erfahrene Fachkraft der Pflege habe ich viele Stürze von älteren Leuten miterlebt und die Folgen für ältere Menschen sind oft katastrophal, die Pflegebedürftigkeit steigt meist immens! Stürze verursachen Immobilität bei älteren Menschen und die Lebensqualität danach sinkt massiv. Viele kommen nach einen Sturz nicht mehr auf die Beine. Bitte übernehmen Sie endlich Verantwortung, schreiben Sie nicht nur, sondern handeln Sie!!!!  Bitte rechtfertigen Sie die rund 4,4 Mio. zinsloses Darlehen, die vom Landeswohnraumförderungsprogramm laut Badischer Zeitung in die AWO-Seniorenwohnanlage in Freiburg-Weingarten geflossen sind. Mehr dazu hier: http://www.badische-zeitung.de/freiburg/spatenstich-fuer-neue-seniorenwohnungen-in-weingarten–119315764.html Mehr zu den Türschwellen zu den Balkonen in dieser AWO-Seniorenwohnanlage am Ende dieses Artikels: https://www.die-frau-nullschwelle.de/wp-content/uploads/2017/10/jocham_4_5_17.pdf

Öffentliche Gelder müssen dringend für Wohnungen verwendet werden, die für ältere Menschen passen. 2 cm sind für ältere Menschen und Menschen mit Behinderung inakzeptabel und vor allem im Neubau verantwortungslos. Als wir unsere Wohnung für unsere Tochter umgebaut haben, haben wir kein zinsloses Darlehen bekommen und alles wurde strengstens kontrolliert. Es kam sogar ein Gutachter, der alles genau abgenommen hat. Wieso wird bei so einem hohen Förderbetrag wie bei der AWO in Freiburg-Weingarten nicht so streng kontrolliert? Wieso sagen Sie in der aktuellen Beschlussempfehlung vom Landtag: „Bezüglich einzelner Förderentscheidungen kann keine Auskunft erteilt werden“? Wenn die Bürger höhere Pflegeversicherungsbeiträge bezahlen müssen, gilt es Transparenz in die Vergabe von öffentlichen Geldern zu schaffen. Leider habe ich vom Wirtschaftsministerium BW bis heute keine Antwort auf meine Mail erhalten, die ich und mein Mann bereits am 17.10.17 versendet haben. Diese Mail befindet sich für Sie alle zur Info im Anschluss.

Bitte handeln Sie zeitnah! Jede eingebaute Türschwelle belastet den Pflegenotstand grundlos zusätzlich. Wir freuen uns auf Antworten von Ihnen

Herzliche Grüße


Elina Tamboulova

Ioannis Calpacidis

 

Hier unsere Mail an die Wirtschaftsministerin vom 17.10.17, auf die wir bis heute keine Antwort erhalten haben:

Sehr geehrte Frau Ministerin Dr. Hoffmeister-Kraut,

als Gesundheits- und Krankenpflegerin mit einer über 20-jährigen Berufserfahrung insbesondere mit älteren Patienten und als Mutter einer Tochter mit einer körperlichen Behinderung möchte ich gerne Bezug nehmen auf Ihr Schreiben, das Sie am 04.10.17 an Frau Ulrike Jocham gesendet haben.

In Einrichtungen der Altenhilfe, egal ob in Pflegeheimen oder in Betreuten Wohnanlagen, haben Türschwellen zwischen 0,5 und 2 cm Höhe nichts zu suchen. Insbesondere für ältere Menschen stellt dies eine riesengroße Sturzgefahr dar!!!!!!!!!!!!!!!!! Für jemand mit Parkinson z.B. kann so eine Schwelle tödlich sein. Gerade bei älteren Menschen häufen sich weitere Krankheiten und Einschränkungen, wie z.B. Schlaganfall, Hirnschlag, Knieprothesennutzung, Hüftbrüche mit Folgen, Fußheberschwäche u.v.m. Ich finde es unverschämt, wenn sogar neue Altenhilfeeinrichtungen wie das neue Pflegeheim inkl. der neuen betreuten Wohnungen der Kleeblatt Pflegeheime gGmbH und sogar die mit Landesmitteln geförderte neue Seniorenwohnanlage der AWO in Freiburg-Weingarten derartige Sturzgefahren aufweisen. Ihre Passivität, liebe Frau Keßler, die in Ihrem Schreiben an Frau Ulrike Jocham zum Ausdruck kommt verstehe ich gerade nicht. Warum verlangen Sie von Neubauten, die ausschließlich für ältere Menschen errichtet werden, nicht eine ausreichende Sicherheit?

Liebe Frau Keßler, ich werde alt und Sie werden auch alt. Es ist längst bekannt, dass es in Deutschland immer mehr ältere Menschen geben wird. Und es gibt heute schon nicht genug Wohnungen, die für diese Zielgruppe geeignet sind. Gerade Balkone sind für Senioren sehr wichtig. Sie verbringen viel mehr Zeit in der Wohnung wie andere Menschen. Und die möchten und sollen doch auch noch frische Luft und Sonne bekommen können! Viele ältere Menschen haben zusätzlich Rollstühle, die sich nur schwer kippen lassen, oder die Senioren sitzen in Sitzwägen, die sich noch viel schwerer kippen lassen. Das Pflegepersonal hat eh schon viel zu wenig Zeit und der Beruf ist körperlich extrem anstrengend. Wegen solcher technisch nun seit über 20 Jahren überholter und im Neubau komplett überflüssiger Türschwellen, kommen viele ältere Menschen nicht mehr selbstständig auf den Balkon oder die Terrasse. Wenn jemand dann körperlich schwer ist, das Hilfsmittel ungeeignet oder die Zeit knapp, müssen dann Pflegekräfte sagen, dass ein Balkonbesuch nicht drin ist?! Sie wissen nun schon seit 02.08.17 von den gefährlichen Türschwellen in der neuen Kleeblatt-Einrichtung und tun nichts? Weshalb? Sie wissen seit dem 20.09.17 von den gefährlichen Türschwellen zu den Balkonen in der neuen Seniorenwohnanlage der AWO in Freiburg-Weingarten und unternehmen nichts dagegen? Allein der § 3 unserer LBO BW verlangt im Absatz 1 Satz 1 folgendes:

(1) Bauliche Anlagen sowie Grundstücke, andere Anlagen und Einrichtungen im Sinne von § 1 Abs. 1 Satz 2 sind so anzuordnen und zu errichten, daß die öffentliche Sicherheit oder Ordnung, insbesondere Leben, Gesundheit oder die natürlichen Lebensgrundlagen, nicht bedroht werden und daß sie ihrem Zweck entsprechend ohne Mißstände benutzbar sind.

Und der Absatz 4 des § 3 schreibt vor:

(4) In die Planung von Gebäuden sind die Belange von Personen mit kleinen Kindern, Menschen mit Behinderung und alten Menschen nach Möglichkeit einzubeziehen.

Türschwellen zwischen 0,5 und 2 cm Höhe bedrohen die Gesundheit und das Leben von älteren Menschen und sind inakzeptable Missstände im Jahr 2017. Weiterhin beachten diese Stolperfallen und Hindernisse die Belange von Menschen mit Behinderung und älteren Menschen nicht. Bitte überdenken Sie Ihr Schreiben an Frau Ulrike Jocham vom 04.10.17 und bitte übernehmen Sie und auch Sie Frau Ministerin Dr. Hoffmeister-Kraut Verantwortung für das Wohl der älteren Menschen und für das Wohl der Allgemeinheit. Den Schaden, den diese Schwellen anrichten, tragen die einzelnen Bürger und die Krankenkassen sowie Pflegekassen. Das ist nicht Ordnung.

Mein Mann und ich versuchen die Schwellen bei uns in unserer Altbauwohnung abzubauen, denn auch meine Tochter stürzt wegen dieser Schwellen oftmals schneller als ich schauen kann. Im Altbau ist das sehr schwer. Eine derartige Neubaupraxis wie die beiden Beispiele in Erligheim und in Freiburg ist unverantwortlich und der Bau von diesen Sturzgefahren darf nicht auch noch mit Mitteln aus dem Landeswohnraumförderungsprogramm bezuschusst werden. Bitte werden Sie zeitnah tätig.

Mit freundlichen Grüßen

Elina Tamboulova

Ioannis Calpacidis

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