Nur bestimmte Schwellen werden noch wirklich gebraucht!

Nullschwellen ermöglichen Sicherheit und Teilhabe

Türschwellen-Rückbau für schwerstmehrfachbehinderte Tochter

Ulrike Jocham, interdisziplinäre Bausachverständige für Barrierefreiheit, hat eine Familie beraten, die ihre Wohnung für ihre Tochter mit schwerster Mehrfachbehinderung barrierefrei umbauen lassen wollte. Das Ergebnis: Alle Türanschläge wurden durch Nullschwellen ersetzt, die alle sogar mit den Stehbrett ganz leicht und ohne Erschütterung überfahren werden können. Der Artikel „Nullschwellen ermöglichen Sicherheit und Teilhabe“ ist in GFF – das Praxismagazin für Produktion und Montage, Ausgabe 1/2025 erschienen – mit einem Klick auf das Cover von GFF gelangen Sie zum pdf des Artikels.

Immer mehr Kunden benötigen den Rückbau von störenden und gefährlichen Türanschlägen und Türschwellen. Diese Barrieren können den Zugang zu Terrassen und Balkonen gänzlich versperren oder durch Gebrauchsuntauglichkeit Gesundheit und Leben der Kunden gefährden. Für Unternehmen aus der Fenster- und Türenbranche eröffnet sich gerade im Bereich barrierefreier Nullschwellen ein spannendes Geschäftsfeld, das mit entsprechenden Ausführungsstandards und Schnittstellenkompetenz zu Pflege und Pädagogik höchste Kundenzufriedenheit garantiert. Ein Umbaubeispiel für eine schwerstmehrfachbehinderte Tochter zeigt, was im Bestand möglich ist und bietet Lernpotenzial für den Neubau.

Glückliche und zufriedene Kunden

Barrierefreiheit, Universal Design und Inklusion par excellence. Foto: Ulrike Jocham

„Wir sind sehr, sehr glücklich“, berichtet Vater Thorben (Name anonymisiert) begeistert. Für seine Tochter Luise (Name anonymisiert) mit schwerster Mehrfachbehinderung wurden in der Familienwohnung alle störenden und gefährlichen Türanschläge zwischen Flur und Kinderzimmer, Elternschlafzimmer, Wohnzimmer sowie Küche komplett zurückgebaut. Selbst die hohen Türanschläge an den beiden zweiflügeligen Terrassentüren im Wohnzimmer und in der Küche konnten entfernt und durch barrierefreie Magnet-Nullschwellen ersetzt werden. „Dank des barrierefreien Umbaus kann Luise nun selbst mit ihrem Stehbrett problemlos vom Kinderzimmer auf die Terrasse geschoben werden“, berichtet der Vater. Seitdem ist seine Tochter viel öfter draußen und nimmt viel mehr am Familienleben mit den Eltern und den beiden Brüdern teil.

Lebensgefahr durch Türanschläge

Die Bodenanschlüsse an die Magnet-Nullschwelle wurden von den Firmen Schwab Fußböden und Holzbau Röttenbacher, beide aus Lichtenau, innen und außen millimetergenau gefertigt. „Für unsere Kunden tun wir alles, was möglich ist“, sagt Bodenleger Dieter Schwab. Foto: Ulrike Jocham

Viele Stehbretter sind häufig mit kleinen harten Rädern ausgestattet, so auch das Stehbrett von Luise. Und gerade die kleinen, harten Räder reagieren besonders empfindlich auf eckige und kantige Türanschläge im Boden. „Vor dem barrierefreien Umbau war das Überwinden der ca. 1,5 cm hohen Schwellen im Innenbereich mit dem Stehbrett ein Kraftakt, von den über 12 cm hohen Terrassentürschwellen ganz zu schweigen.“ Selbst mit dem Rollstuhl oder dem P-Pod sei das Überwinden der kleinen Innentürschwellen für Luise jedes Mal eine enorme Gefahr gewesen, sagt Vater Thorben und erklärt: „Jede Erschütterung kann einen epileptischen Anfall auslösen, der für Luise zu einer lebensbedrohlichen Situation werden kann.“ Diese äußerst negativen Auswirkungen der vorhandenen Türschwellen konnten durch die Umbaumaßnahmen vollständig beseitigt werden.

Neue Kundenzielgruppe

Vor dem Türschwellen-Rückbauprojekt waren die Türanschläge an den Terrassentüren zirka zwölf Zentimeter hoch. Foto: Ulrike Jocham

Pflegende Angehörige wie die Eltern von Luise oder beispielsweise Kinder oder Ehepartner von Menschen mit Pflegebedarf haben oft wesentlich mehr im Alltag zu bewältigen als Angehörige, die sich nicht in einer Pflegesituation befinden. Deshalb ist es sehr wichtig, auf die besonderen Bedürfnisse dieser Zielgruppe als Kunden von Fenster- und Türenbauern einzugehen. Viele sind beispielsweise auf die verbindliche Einhaltung von Montageterminen angewiesen. Und gerade im sensiblen Bereich der barrierefreien Nullschwellen an Außentüren ist ein fachgerechter Einbau mit ausreichender Dichtheitsqualifikation und Langzeiterprobung in der Praxis unabdingbar. An Drehflügel-Außentüren wird bereits seit 1996 die Magnet-Nullschwelle selbst an den herausfordernden Terrassen- und Balkontüren umgesetzt. Aufgrund eines Entwicklungsvorsprungs von rund 20 Jahren ist es die einzige Nullschwellen-Technik, die Langzeiterprobungen in der Baupraxis vorweisen kann. Interdisziplinär untersuchte Einbaubeispiele belegen, dass diese Nullschwelle sogar an der Ostsee, an der Nordsee und in den Alpen nachhaltig sicher abdichtet. Für pflegende Angehörige bedeutet dies Sicherheit. Zusätzliche Belastungen durch Mängel oder menschliche Fehler gilt es dringend zu vermeiden, da sie für viele pflegende Angehörige den Rahmen des Alltags sprengen würden. Diese Zielgruppen erfordern höchste Präzision und interdisziplinäres Fachwissen, damit eine nachhaltige Funktionalität als Einbauergebnis pflegende Angehörige in ihren belastenden Alltagssituationen über viele Jahre unterstützt. 

Weg mit den Störfaktoren

Zentrale Anknüpfungspunkte für das Türschwellen-Sanierungsprojekt waren die Fußbodenhöhe des Wohnungsflurs innerhalb der Wohnung und die Einbauhöhe der neuen Magnet-Nullschwellen. Die beiden neuen zweiflügeligen Terrassentüren wurden so eingebaut, dass das Bodenprofil der Magnet-Nullschwelle auf gleicher Höhe mit der Oberkante des Fertigbodens im Wohnungsflur liegt. So musste der Fußboden im Kinder- und Elternschlafzimmer sowie auf der Terrasse nur noch auf die gleiche Höhe wie die beiden Anknüpfungspunkte angehoben werden. Durch den neuen höheren Bodenbelag konnten die Türanschläge an den vier Wohnungsinnentüren im Boden „verschwinden“. Die Übergänge vom Wohnungsflur zu den jeweiligen Räumen sind nun absolut eben und kantenlos. 

Um die störenden und gefährlichen Anschläge an den Terrassentüren zu beseitigen, wurden die alten Terrassentüren komplett ausgebaut und durch neue Nullschwellen- Türen ersetzt. Foto: Ulrike Jocham

Für den Rückbau der hohen Türanschläge an den beiden Terrassentüren wurden die bestehenden Terrassentüren komplett ausgebaut. Dadurch ist Platz für einen Bodeneinstand entstanden. Dieser neu geschaffene Raum unterhalb der Nullschwelle ermöglichte nicht nur den Einbau des Sanierungsprofils der Magnet-Nullschwelle, sondern sogar die Lösung für den Neubau mit einer Entwässerung unterhalb des Nullschwellen-Bodenprofils. Das Ergebnis ist eine ebene, kantenlose Fläche, die sich vom Kinderzimmer über alle betroffenen Räume bis zur Terrasse erstreckt. Zusätzlich erhielten die beiden neuen Terrassentüren einen breiteren und einen schmaleren Türflügel, um mit einem Türflügel pro zweiflügeliger Tür ein größeres lichtes Öffnungsmaß für die Assistenzsysteme (Hilfsmittel) von Luise zu erhalten. Die alten Türen hatten jeweils zwei gleich breite Türflügel mit einem kleineren lichten Öffnungsmaß je Türflügel.

Sachkunde und Leidenschaft gefragt

Barrierefreiheit und Universal Design für Assistenzsysteme und Spielfahrzeuge. Foto: Ulrike Jocham

Unverzichtbar für die jetzt erreichte Barrierefreiheit für Luise, ihre Eltern und ihre Pflegefachkräfte war der erfahrene Schreiner, Fenster- und Türenbauer Gerhard Sauber von der Schreinerei G. Sauber aus dem bayerischen Auhausen. Die Schreinerei ist ein Familienbetrieb in der sechsten Generation. „Seit 2008 baue ich die barrierefreien Magnet-Nullschwellen ein“, berichtet Gerhard Sauber. Damit war der Schreiner seiner Zeit weit voraus. Damals wurden überwiegend 1 bis 2 cm hohe Türanschläge verbaut, obwohl bereits die Vorgängernormen der DIN 18040 (DIN 18024, DIN 18025) laut dem Nullschwellen-Runderlass barrierefreie Nullschwellen ohne störenden und gefährlichen Türanschlag forderten. „Für uns stehen die Kundenwünsche an erster Stelle“, sagt Sauber. Im Jahr 2008 hätten ihn Kunden nach einem barrierefreien Übergang an Terrassentüren gefragt. „Ich hatte zuvor Unterlagen von ALUMAT, dem Hersteller der Nullschwelle mit Magnetdichtungen, gesehen und wusste sofort, dass diese Technik funktioniert.“ Gerhard Sauber nimmt die Wünsche seiner Kunden sehr ernst. „Wenn es eine Lösung für den Wunsch meiner Kunden gibt, dann sollen sie diese auch bekommen.“ Seither hat er nur positive Erfahrungen gemacht. „Überall, wo ich die Magnet-Nullschwelle eingebaut habe, funktioniert sie einwandfrei – es gibt keine einzige Magnet-Nullschwelle, die nicht funktioniert“.

Bei den neuen anschlaglosen Terrassentüren für Luise waren die langjährige Erfahrung sowie die Leidenschaft für den Türenbau und die Kundenwünsche der Schreinerei G. Sauber ausschlaggebend. Die beiden Terrassentüren wurden mit höchster Präzision gefertigt und eingebaut, was die Basis für den Erfolg des Projektes ‚Türschwellen-Rückbau‘ war. „Die Geschichte der sauberen Arbeit wird bei uns von Generation zu Generation weitergegeben“, erklärt Gerhard Sauber. Hier bürgt der Name für das Ergebnis, das auch mit den kleinen, harten Rädern des Stehbretts von Luise für Qualität steht.

Text: Ulrike Jocham, Frau Nullschwelle®

Barrierefrei, langzeiterprobt dicht – selbst an Nord- und Ostsee sowie in den Alpen

Die Magnet-Nullschwelle ist die einzige Nullschwelle, die auf interdisziplinäre Untersuchungen zur Nutzbarkeit für jedermann und auf langjährige Praxistests (bis zu 28 Jahre) in verschiedenen Belastungszonen verweisen kann. Die Ergebnisse sind eindeutig: Bei fachgerechtem Einbau ist sie universell (behinderungsbilderübergreifend) nutzbar und selbst an Nord- und Ostsee oder in den Alpen praxiserprobt nachhaltig dicht. Einblicke in die Ergebnisse der interdisziplinären Nullschwellenforschung und Langzeiterprobung finden Sie hier:

Die Nullschwellen-Stellungnahme des DIN e.V., nach der barrierefreie Nullschwellen im Rahmen des barrierefreien Bauens nach DIN 18040 gefordert werden, finden Sie hier:

Zum Nullschwellen-Runderlass, in dem die oberste Baurechtsbehörde Baden-Württembergs betont, dass Türschwellen bis 2 cm Höhe bereits nach den Vorgängernormen der DIN 18040 unzulässig waren, siehe hier: 

Multiprofessionelle Beratung: „Allerdings braucht so ein Projekt professionelle Begleitung“, betont der Vater von Luise. Ein Laie kann die komplexen Fragen nicht beurteilen. Wir sind sehr froh, dass uns Ulrike Jocham, interdisziplinäre Bausachverständige für Barrierefreiheit, bei unserem Umbau beraten hat. Ihrer Leidenschaft für Interdisziplinarität, Inklusion und Universal Design verdanken wir die Erleichterungen im Alltag, die für die ganze Familie spürbar sind. Ohne sie hätten wir uns zum Beispiel mit einer Rampe als Höhenausgleich auf der Terrasse abgefunden. Die Teilhabe von Luise mit dem Stehbrett auf unserer Familienterrasse wäre dann nicht mehr möglich gewesen“, erklärt der engagierte Vater Thorben.

Marktpotential für Türschwellen-Rückbauten in rund jedem dritten Haushalt: Alle Menschen ab 65 Jahren gehören laut Deutschem Ärzteblatt zur Hochrisikogruppe für Sturzunfälle. Um Stürze zu vermeiden, ist diese Zielgruppe auf anschlagfreie Drehflügeltüren mit barrierefreien Nullschwellen angewiesen. Der Bedarf ist immens. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes und Ergebnissen des Mikrozensus lebte 2023 in rund einem Drittel (32 %) der insgesamt 41,3 Millionen privaten Hauptwohnsitzhaushalte mindestens eine Person im Alter von 65 Jahren und älter. In den meisten Wohnungen gibt es insbesondere an Außentüren Türanschläge und Schwellen zwischen einem und 15 Zentimetern Höhe, die allein schon aus Gründen der Sturzprophylaxe abgebaut und durch barrierefreie Nullschwellen ersetzt werden müssen.

Nullschwellen als Lebensretter: In der Pflege ist seit langem bekannt, dass Stürze und Sturzunfälle eine der größten Gefahrenquellen für ältere Menschen darstellen. Dieses Wissen stellt ein enormes Weiterbildungspotential für die Baubranche dar. Nach Schätzungen des Deutschen Ärzteblattes erleidet jeder Dritte der zu Hause lebenden über 65-Jährigen mindestens einen Sturz pro Jahr, bei den über 80-Jährigen sind es sogar 40 Prozent. Von den in Heimen lebenden Menschen stürzt bereits mehr als die Hälfte mindestens einmal im Jahr. Eine besonders gefürchtete Sturzfolge ist der häufige Oberschenkelhalsbruch. Stürze können gerade im Alter schwerwiegende Folgen haben, nicht selten führen sie zu dauerhafter Pflegebedürftigkeit oder sogar zum Tod. Nach der Technischen Regel für Arbeitsstätten zu Fußböden (ASR A1.5) gelten bereits Höhenunterschiede von mehr als 4 mm als Stolperstellen. Statt gefährlicher Türanschläge an Drehflügeltüren im Außenbereich sind Nullschwellen mit beweglichen Dichtungen und maximal abgerundeten und abgeschrägten Materialübergängen von weniger als 4 mm allein unter dem Gesichtspunkt der Sturzprävention gesundheitsfördernd und lebensrettend, insbesondere für ältere Menschen.

Texte: Ulrike Jocham, Frau Nullschwelle®

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