Nur bestimmte Schwellen werden noch wirklich gebraucht!

Ministerpräsident Winfried Kretschmann reagiert nicht – trotz Millionenschaden ?!

Eine gefährliche und technisch komplett überflüssige Türschwelle im Neubau einer Seniorenwohnanlage, ©UlrikeJocham_die-Frau-Nullschwelle_Negativbeispiel

Eine komplett überflüssige Türschwelle an einer Wohnungseingangstüre in einem Neubau einer Betreuten Seniorenwohnanlage. Hier kann man mit dem Fuß gleich zweimal hängen bleiben?! Es geht um Gefahr für Leib und Leben. Jeder weiß, was alles passieren kann, wenn ältere Menschen stürzen?!

Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat trotz mehreren Hinweisen von Experten in eigener Sache und mir seit einigen Monaten bis heute nicht reagiert. Hier ein Einblick. Dabei gilt es doch nun schon seit fast 10 Jahren die UN-Behindertenrechtskonvention umzusetzen. Diese verlangt das Recht auf Teilhabe für alle Menschen mit Behinderung, auch von denjenigen mit einem intensiveren Unterstützungsbedarf. Türen mit Nullschwellen ermöglichen genau diese Teilhabe für alle Menschen. Seit über 2 Jahrzehnten zeigen immer mehr Einbaubeispiele, dass Nullschwellen selbst bei den sog. Fenstertüren, also Terrassen- und Balkontüren, technisch gelöst sind. Doch statt technische Innovationen umzusetzen und Universal Design an dieser Stelle zu fördern, werden tausend und abertausend technisch überholter Türschwellen seit über 2 Jahrzehnten eingebaut. Diese verbauen den Zugang zu ganzen Bauwerken und deren Freisitze für immer mehr Menschen. Die Chancen demografiegerechte und inklusive Lösungen zu nutzen, wurden bei Außentüren leider auch die letzten 6,5 Jahre hier in Baden-Württemberg nicht ergriffen – obwohl die oberste Baurechtsbehörde BW in ihrem Nullschwellen-Runderlass vom 16.12.14 zumindest innerhalb des barrierefreien Bauens bis zu 2 cm hohe Türschwellen als unzulässig erklärt. Auch die bundesweit geltende Nullschwellen-Stellungnahme vom Arbeitsausschuss der DIN 18040 fordert beim barrierefreien Bauen auch an Außentüren Nullschwellen. (Fachzeitschrift behinderte menschen, Ausgabe 3-4/2014, Artikel von Ulrike Jocham). Technische Gründe, die diese Stolpergefahren und Ausgrenzungen im Zeitalter von demografischem Wandel und UN-Behindertenrechtskonvention rechtfertigen, gibt es längstens nicht mehr.  Mit dem bundesweit herausragenden Nullschwellen-Runderlass der obersten Baurechtsbehörde BW hätte die Landesregierung Baden-Württemberg beispielgebend das geforderte Universal Design der UN-Behindertenrechtskonvention bei Außentüren umsetzen können. Leider wird dieser Nullschwellen-Runderlass fast überall ignoriert, sogar im eigenen Landtag. (siehe Blogbeitrag „Verwendung von öffentlichen Geldern für die Missachtung der UN-BRK) oder in neuen Pflegeimmobilien (ein Beispiel aus dem baden-württemberigschen Erligheim). Laut der Stuttgarter Zeitung vom 19.07.18 möchte die Grün-Schwarze-Landesrierung nun die Regeln für Neubauten auch noch entschlacken und „die Vorschriften für einen barrierefreien Zugang zu Wohnungen flexibler“ gestalten. Egal ob noch flexibler oder wie die überwiegende Schwellenbaupraxis insbesondere für Senioren und viele Menschen mit Behinderung gleichbleibend schlecht: Mit Wirtschaftlichkeit hat das alles nichts mehr zu tun. Wo bleiben nachhaltige Lösungen für den demografischen Wandel und die Inkluison? Was ist mit den Kosten für Sturzbehandlungen, Mehrbedarf an Pflegebedarf, unverhältnismäßig hohe Rückbaukosten?! Sind gefährliche und zukunftsuntaugliche Türschwellen z.B. in Terrassen- und Balkontüren einmal eingebaut, können diese im schlechtesten Fall überhaupt nicht mehr niveaugleich zurückgebaut werden. Der demografische Wandel bedeutet nicht nur Veränderung für die Gesellschaft, sondern auch Veränderung von Bauergebnissen! Wo bleiben politische Strategien für die Bewältigung des demografischen Wandels und die Interessensvertretung für die älteren Bürger und die Bürger mit Behinderung???

Auch Irene Ehret als Expertin in eigener Sache hat bis heute noch keine Reaktion von Winfried Kretschmann erhalten. Folgende Worte hat sie am 29.08.18 an unseren Ministerpräsidenten gerichtet:

Sehr geehrter Herr Kretschmann,

zu meinem Entsetzen habe ich den Artikel der Stuttgarter Zeitung gelesen (siehe folgenden Link).

https://www.google.de/amp/s/www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.wohnungsmangel-in-baden-wuerttemberg-gruen-schwarz-will-regeln-fuer-neubauten-entschlacken.b5f9860c-be9e-4863-9663-001dded595c0._amp.html

Wie kann man begrünte Dächer und Fahrradabstellplätze mit barrierefreien Wohnungszugängen gleichsetzen.

Die Menschen werden immer älter. Dann benötigen sie dringend barrierefreie Zugänge. Wie Stürze über Schwellen ausgehen, ist bekannt.

Die UN-Behindertenrechtskonvention, die auch von Deutschland ratifiziert wurde, hat schon vor vielen Jahren gesetzlich verankert, dass alle Menschen die gleiche Möglichkeit zur Teilhabe bekommen müssen.

Dies geht jedoch mit Schwellen absolut nicht! Das weiß ich aus eigener, bitterer Erfahrung.

Es ist erwiesen, dass Barrierefreiheit das Bauen nicht verteuert.

Ich habe immer noch viel Hoffnung und gebe auch so schnell nicht auf.

Mit freundlichen Grüßen

Irene Ehret

 

Liebe Frau Ehret, für Ihren Einsatz möchte ich mich ganz herzlich bedanken! Es ist so wichtig, dass Experten in eigener Sache ihre Stimme erheben. Wie soll denn sonst der absurde Bau von Türschwellen, die im Zeitalter von Inklusion und demografischem Wandel jeder Zukunftstauglichkeit und jeder Nachhaltigkeit entgegenstehen, aufhören?! Den wirtschaftlichen Schaden durch nicht barrierefreie, nicht sturzpräventive und nicht inklusive Türschwellen tragen bis heute die sozialen Sicherungssysteme und die Bürger. Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Winfried Kretschmann, wie lange möchten Sie das noch verantworten?! Was ist mit Ihrer Partei los? Wenn diese komplett überflüssigen Türschwellen zurückgebaut werden, müssen zumeist ganze Türflügel inklusive Türrahmen erneuert und die alten entsorgt werden. Passt das zu den Zielen der Grünen?!

Und diese Türschwellen im Wohnungsbau können dann auch noch auf Kosten der Pflegeversicherung zurückgebaut werden. Derartige Anträge habe ich persönlich schon begleitet. Unter diesen Bedingungen passt eine Erhöhung der Pflegeversicherungsbeiträge nicht! Doch auch unser Bundesgesundheitsminister Jens Spahn reagiert nicht auf meine längst eingereichten Hinweise.

Herzliche Grüße

Ulrike Jocham, die Frau Nullschwelle

 

 

Ein Einblick in meinen jahrelangen politischen Einsatz für Nullschwellen:

Nullschwellen-Petition: Verwendung von öffentlichen Geldern für den Bau von Türschwellen, die auf Kosten von Pflegeversicherungen und den Bürgern wieder abgebaut werden können?!

2 Comments, RSS

  1. Georg Kleiner

    Hallo Ulrike! Das „Projekt Nullschwelle“ und die entsprechende Beobachtung dieses Verhaltens-Phänomens im Alltag geht jetzt schon so lange und zeigt so intensiv,daß hier offenbar einer Fehlerhaftigkeit des Denkens liegt, daß man vielleicht das Ganze jetzt mal unter philosophischen Perspektiven untersuchen sollte. Weshalb zweigt sich eine dauerhafte Unfähigkeit im Alltag, sich durch richtiges Handeln endlich und endgültig von Barrieren zu erlösen? Was ist der „Grund“ dafür oder zeigt vieleicht unsere dauerhafte Suche nach „Gründen“, daß wir uns mit unseren Warum-Fragen mit Vernunft-Konzepten in einer Weise retten wollen, die schön Rotkäppchen hätte sehen konnen, daß sie nicht hilft? Nicht „warum“ die Oma so unglaublich Wolfsmäßig aussieht, wäre wichtig zu erfahren,, sondern ob ich die Gelegenheit, wegzurennen noch habe. In diesem Zusammenhang kann ich nur Lin Yuelin und seine Behandlung von Li und Shi anführen. Wenn das Wasser beim Fließen auf einen Stein trifft, ist der Stein eine Behinderung für das Fließen des Wassers, trifft es auf einen Kanal, dann ist der Kanal eine Günstigkeit im Fließen des Wassers. In der individuellen Situation aus westlicher Sicht, die immer subjektiv konstruiert ist, werden die Behinderungen und Günstigkeiten schnell fehlerhaft beurteilt. Wir kommen hier an einem Einbezug von Kitaro Nishida nicht vorbei. Für Nishida ist die orthafte Bestimmung des Einzelnen nur denkbar in einer Welt, in der sich die Einzelnen gegenseitig ausdruckshaft bestimmen.
    Gewöhnlich denken wir das Ich – so wie auch das Ding -‚ als eine subjektive Einheit, die verschiedene Qualitäten besitzt. Eigentlich ist aber das Ich keine subjektive Einheit,
    sondern muß vielmehr eine prädikative Einheit sein; es ist kein Punkt, sondern ein
    Kreis, es ist kein Ding, sondern ein Ort!!!
    Wenn aber das Ich aus seiner Orthaftigkeit betrachtet wird, welche Folge hat das für die „Nullschwelle“? Hier müsste man mal viel weiter entwerfen. Es gäbe hier viel zu entwerfen, denn die Barrieren entstehen durch das planende Denken.
    Gruss Georg

    • Ulrike Jocham

      Hallo Georg,

      vielen Dank für Deinen Kommentar. Es würde in Baden-Württemberg schon sehr viel helfen, wenn die zuständigen Landesministerien und die verantwortlichen Landespolitiker mein interdisziplinäres Expertenwissen zum Thema Nullschwelle nutzen würden. Seit meinen Kritiken zur mehr als mangelhaften Umsetzung des Nullschwellen-Runderlasses wurde weder ein Beratungsgespräch noch eine Teilnahme an meinem Nullschwellen-Seminar wahrgenommen. Grundlagenwissen zu Nullschwellen-Techniken, Nullschwellen-Bedarfen von verschiedenen Zielgruppen und intransparenten inklusions- und innovationshemmenden Strukturen im Hintergrund sind für die fachgerechte Umsetzung von Nullschwellen unverzichtbar. Insbesondere für die Politik sind meine Recherchen hinsichtlich Normen und Richtlinien, die eine flächendeckende Umsetzung von Nullschwellen grundlos hemmen, mehr als spannend. Ich eröffnet Politikern und weiteren Entscheidungsträgern effektive Stellschrauben für eine bessere Architektur für alle. Die UN-BRK fordert im übrigen schon seit 10 Jahren die Anpassung von Normen und Richtlinien. Neben den von Dir vorgeschlagenen philosophischen Perspektiven müssen dringend zahlreiche sachliche aber überflüssige Hemmstrukturen auch politisch überprüft werden.

      Herzliche Grüße
      Ulrike Jocham, die Frau Nullschwelle

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