Menschen mit Vollerblindung brauchen keine Türschwelle zur Orientierung in Gebäuden, Wohnungen und Außenfassaden. Doch das ift Rosenheim behauptet in seiner ift-Richtlinie BA-01/1 „Ermittlung und Klassifizierung der Überrollbarkeit von Türschwellen“ vom Oktober 2018 auf Seite 4 das Gegenteil. Für blinde Menschen solle eine Schwelle der Orientierung dienen, wenn diese eine gut ertastbare Mindesthöhe habe. Das stimmt nicht. Bereits bei meinen ersten Befragungen von Menschen mit Sehbehinderung und Vollerblindung im Jahr 2011 habe ich verstanden, dass Türschwellen für die taktile Orientierung nicht notwendig sind. Im Straßenraum ist dies anders. Hier gibt es keine Türrahmen, die den Übergang von einen Fußweg zur Straße erkennbar machen. Und fahrende Autos stellen eine Lebensgefahr dar, wenn ein Fußgänger mit Sehbehinderung den Beginn der Straße taktil nicht ertasten kann. Doch direkt auf Terrassen und Balkone sowie vor Hauseingangstüren fahren keine Autos. Auch die Raumsituation ist eine völlig andere. Es gibt Türrahmen und andere kontrastreiche Gestaltungsmöglichkeiten. Eine Türschwelle als taktil erfahrbare Rauminformation ist an Außentüren nicht notwendig und bleibt eine Stolpergefahr sowie ein ergonomisches Ärgernis auch für Menschen mit Sehbehinderung und Vollerblindung.
Menschen mit Vollerblindung brauchen keine Türschwelle
„Ich muss Ihnen aber absolut Recht geben“, sagt der Freiburger Stadtrat Ramon Kathrein von der Liste Teilhabe und Inklusion, der zusätzlich als Teilhabeberater tätig ist, und betont: „Die Argumentation der Bauwirtschaft ist absoluter Blödsinn. Kein blinder Mensch ist auf eine Schwelle in seiner Wohnung angewiesen, im Gegenteil, dies würde ich sogar als Stolperfalle interpretieren. Ich bin selber blind und weiß wovon ich spreche.“
Weitere Zitate und Stellungnahmen von Experten in eigener Sache und Verbänden/Vereinen von und für Menschen mit Sehbehinderung und Vollerblindung:
Sehr geehrte Damen u. Herren,
nicht nur für Blinde u. Sehbehinderte Menschen sind Türschwellen in Gebäuden eine Gefahr.
Habe selbst als Rollstuhlfahrer schon sehr schlechte Erfahrung mit einer 20mm Balkontürschwelle machen müssen und wäre fast aus dem Rollstuhl gefallen. Einmal nicht richtig nach hinten gekippt und mit dem kleinen Vorderrad hängen geblieben.
Bitte an alle die am Bau beteiligt sind, es gibt mindestens eine technische Lösung für dieses „Problem“, doch eigentlich sollte es seit fast 20 Jahren gar kein Problem mehr sein, denn solange gibt es schon einen deutschen Hersteller von schwellenfreien Balkon-Terrassentüren.
In unserer Wohnung haben wir wenigstens eine solche Türschwelle vor 12 Jahren einbauen lassen (Magnetdoppeldichtungen) diese sind geprüft und absolut dicht nicht nur im Labor sondern auch unter realen Wetterbedingungen.
Mit freundlichen Grüßen
Reiner Schneck